Game Based Podcast

Game-based Learning in der Schule

LFK - Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg Season 5 Episode 1

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In dieser Folge begrüßen wir Christian Gebauer, Lehrer für Deutsch, Geschichte und evangelische Religion sowie Fach- und Kernseminarleiter am ZFSL Solingen. Er hat das Buch Game Based Learning in der Schule veröffentlicht – eine grundlegende Einführung in die Didaktik des Lernens mit Spielen.

Gemeinsam sprechen wir über die Entstehung des Buches, zentrale Inhalte und die Frage, wie Spiele im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können. Christian gibt Einblicke in Chancen, Herausforderungen und konkrete Praxisbeispiele, die Lehrkräfte inspirieren können. Wir tauchen also komplett in den Kern dieses Podcasts ein 🎮

🎓 Eine spannende Folge für alle, die sich für Bildung, Didaktik und den Einsatz von Spielen im schulischen Kontext interessieren.

Hier ist das Buch erhältlich

Hallo und willkommen zu einer neuen Folge vom Game Based Podcast
der Podcast der LFK, der Medienanstalt für Baden Württemberg,
mit Unterstützung der Computerspielschule Stuttgart

heute möchten wir uns zum zweiten Mal mit einem neuen Buch auseinandersetzen
heute haben wir nämlich zu Gast Doktor Christian G. Bauer
hallo Christian
hi, freue mich hier zu sein, aber lass den Doktor bitte weg
nur für die Vorstellung am Anfang
ab jetzt bist du nur noch Christian
Gott sei Dank, genau, Christian

du bist Lehrer für Deutsch, Geschichte und evangelische Religion
du bist ebenfalls Fach und Kernseminarleiter am Zfsl Solingen
und du hast ein Buch geschrieben, worüber wir heute im Podcast reden möchten
ja, das stimmt genau
und zwar heißt das Buch Game Based Learning in der Schule

ich habe da schon ein bisschen reingelesen
aber ich denke, der Autor kann es am besten zusammenfassen und vorstellen
möchtest du uns etwas über das Buch erzählen
ja, total gern, ähm
im Endeffekt ist das eine Art Grundlagendidaktik
also eine Didaktik für Praktiker, hands on
im Endeffekt geht es darum, dass Menschen,
die entweder mit digitalen Spielen noch nicht so viel zu tun hatten
oder die Gamer sind und Lust haben, das im Unterricht einzusetzen,
eine Methode an die Hand bekommen, wie man das Schritt für Schritt machen kann

von technischen Sachen abgesehen gibt es Empfehlungen für Spiele,
aber auch Ideen für eine Stunde, für eine Reihe und für eine Sequenz
bei mir ist es so, dass mein Ansatz darauf aufbaut,
dass es eben nicht darum geht, einfach irgendein Spiel,
das thematisch passt, zu nehmen und es dann im Unterricht
wie einen Film anzuschauen oder zu analysieren
sondern ich habe in dem Buch, und auch so, wenn ich das im Unterricht mache,
mit den Schülerinnen und Schülern Grundlagen des Game Designs besprochen

das heißt, die Schülerinnen und Schüler lernen im Laufe der Reihe,
wie Grundlagen des Game Designs funktionieren
und darauf aufbauend analysieren wir Gameplay und Mechaniken
und kommen dadurch in eine vertiefte Auseinandersetzung
und die Schülerinnen und Schüler lernen dabei auch sehr viel über Spiele
unterm Strich hat das einen medienreflexiven Aspekt,
der mindestens genauso wichtig ist

lange Rede kurzer Sinn: Videospiele und Fachinhalte
in der Schule auf Augenhöhe, durch die Sprache Game Design
das ist die Grundlage des Buches, die sich als roter Faden durchzieht

ja, passt perfekt zu dem Thema unseres Podcasts, he he he,
ist ja genau das, worum sich alles dreht
du hast ja selbst auch Fortbildungen gegeben oder gibst Fortbildungen in dem Bereich
was genau hat dich dazu bewegt, das jetzt als Buch zu verschriftlichen
wie genau ist das zustande gekommen

ja, das ist immer so eine Frage
ich mache schon sehr lange Erfahrungen mit Videospielen im Unterricht,
schon seit mehreren Jahren
und habe das auch immer weiter ausdifferenziert
und schon einige Fortbildungen dazu gegeben
das hat sich irgendwann ein wenig verselbständigt
man bekommt immer neue Ideen und denkt sich:
hey, es gibt noch nichts, es gibt noch keine Grundlagendidaktik,
also kein Buch, das erklärt, wie man das macht
da habe ich gedacht, das ist eine gute Idee,
einen Erstaufschlag zu machen und mit den Leuten darüber ins Gespräch zu kommen

das ist natürlich wichtig, und da sitzen wir alle in einem Boot,
ihr mit eurem Podcast und der Computerspielschule
und auch viele andere Player in Deutschland
dass wir dieses Leitmedium, das es für die Jugend unzweifelhaft ist,
in die Schule integrieren können
und nicht nur so: schaut mal, wir haben hier etwas,
da können wir uns einen Trailer ansehen, das ist ein guter Beginn
sondern auch auf einer anderen Ebene zu sagen:
schaut mal, hier haben wir etwas, damit können wir uns die nächsten drei Wochen befassen
und ich kann euch trotzdem noch auf das Abitur vorbereiten

so, und was war für dich die größte Herausforderung darin, das zu verschriftlichen
also gerade, wenn man die verschiedenen Kapitel ansieht
was war etwas, das länger gedauert hat, so zu formulieren,
dass auch Laien es verstehen und eintauchen können

auf jeden Fall die Ausführungen zu Game Design
ich gehe auch auf unterschiedliche Questarten ein
also, was ist ein Dialogbaum, was ist ein Item
das sind Dinge, über die man sich sonst,
wie viele Menschen, die Spiele in der Schule verwenden,
aus der Gamer Biografie heraus nicht analytisch Gedanken macht
das waren so die ersten Male, in denen ich mein eigenes Spielen
reflexiv und theoretisch analysiert habe
und geschaut habe, wie Spiele eigentlich funktionieren

das hat auch sehr viel Spaß gemacht
aus der Konsumentenperspektive herauszugehen
und zu schauen, wie kann ich das in Worte fassen
beziehungsweise niederschwellig aufschreiben, um Menschen zu begeistern
das war am Anfang ein bisschen schwierig
weil ein Item für mich ein total selbstverständlicher Begriff ist
ich habe gelernt, und das ist normal,
dass das nicht für jeden Menschen so ist,
vor allem nicht für Menschen, die sich nicht mit Spielen befassen

das ist ein guter Punkt
welche Voraussetzungen gibt es denn, die Lehrkräfte erfüllen müssen,
damit sie mit deinem Buch oder mit Game Based Learning überhaupt starten können
mit den Anleitungen, die da drinstehen
technische Voraussetzungen oder vielleicht erst einmal Wissen,
das man sich aneignen muss, das im Buch drinsteht

eigentlich gar nichts
also du brauchst kein Vorwissen
das Buch ist so geschrieben
und das Feedback habe ich auch bekommen von Menschen,
die mit Spielen wenig zu tun haben
dass man es niederschwellig lesen kann
es soll Spaß machen zu lesen und begeistern

ich gehe die einzelnen Stationen durch
welche Möglichkeiten es gibt, das technisch umzusetzen
welche Möglichkeiten es im Klassenraum gibt, Lernsettings zu schaffen
wie Unterricht damit aussieht
welche technischen Probleme vielleicht auf einen zukommen

da sind im Buch Checklisten und Schaubilder,
wo man das, was im Normalfall mal passieren kann, mitdenkt
getreu dem Motto
ich möchte dieses Spiel gerne spielen,
aber ich habe vergessen vorher nachzuschauen,
ob das letzte Update geladen wurde
wenn mir das vor der Klasse passiert,
schaut man gemeinsam den Update Balken an
das ist vielleicht nicht so spannend

solche Dinge sind mitgedacht
eigentlich braucht man gar nichts
man nimmt das Buch, liest es, hat hoffentlich ein bisschen Spaß
und danach Lust, Spiele einzusetzen

möchtest du uns einmal durch das Buch führen
ich habe eine kleine Leseprobe bekommen
und die Kapitelübersicht ist in Level aufgeteilt
was erwartet die Leserinnen und Leser, wenn sie das Buch zur Hand nehmen

wir haben die Spielsprache auch fürs Inhaltsverzeichnis durchgezogen
wie du gesagt hast
es geht los mit einem Tutorial,
das man natürlich auch überspringen kann, wenn man schon vieles weiß
darin geht es um die Bedeutung von Spielen in unserer Gesellschaft

dann geht es weiter mit der Frage,
was unsere Aufgabe als Schule ist
welche Formen von Bildung wir vermitteln sollten
dass Medienreflexion viel wichtiger wird als noch vor fünfzehn Jahren
und dass wir Menschen adäquat auf den Umgang mit Medien vorbereiten,
gerade mit digitalen Medien

dann folgt eine Definition von Gamification und Game Based Learning
wobei ich einen kleinen Unterschied zum klassischen Gamification Ansatz mache

welchen Unterschied, wenn du das spoilern darfst
klar, das ist keine Raketenwissenschaft,
aber ich finde den Unterschied wichtig
wenn ich unterwegs bin, wird Gamification oft
mit Charts, Punktetabellen und Ranglisten gleichgesetzt
es geht darum, Motivation zu generieren
durch eine bloße Gamifizierung eines Lernsettings
also Dinge wie Duolingo, das sind gamifizierende Elemente
auf einer recht oberflächlichen Ebene

im Buch gibt es zwei Kernkapitel nach dem Tutorial
das eine ist wirklich Game Based Learning
und das andere sind gamifizierende Lernsettings

Game Based Learning ist das, was man sich darunter vorstellt
Stunden, Sequenzen, Reihen mit unterschiedlichen Spielen
wie baue ich so etwas auf
wie leite ich es an
wie kann ich Fachmaterial einbauen
welches Lernsetting nutze ich
mache ich ein Live Lets Play
oder arbeite ich lieber mit Trailern

das zweite große Kapitel befasst sich mit einem erweiterten Begriff von Gamification
denn Gamification an sich würde die Schülerinnen und Schüler
in die Position von Konsumenten setzen
man konsumiert etwas und wird dadurch motiviert
und kann dadurch auch auf einer oberflächlichen Weise lernen
das will ich gar nicht absprechen, dazu gibt es Studien

mein Punkt ist
ich nenne es nicht einfach Gamification,
sondern ordne es ein und nenne es ein gamifizierendes Lernsetting
die Schülerinnen und Schüler können,
wenn sie etwas über Game Design wissen
und verstehen, wie Spiele funktionieren,
zum Beispiel durch ein Live Lets Play im Unterricht,
selbst durch Paper Prototyping
also durch Arbeit an Spielideen
in Anführungszeichen Game Designerinnen und Game Designer sein

da sind zwei Reihen im Buch
einmal, wie man mit einer Oberstufe
ein Strategiespiel auf dem Papier designen kann,
das sich mit Hochimperialismus auseinandersetzt
und einmal eine Reihe für die Oberstufe in Englisch,
wo es mit Life is Strange zwei
um einen klassischen Roadtrip geht
und man so den amerikanischen Traum als Thema bearbeiten kann

dabei arbeiten die Schülerinnen und Schüler in einem selbstständigen Lernsetting
sie überlegen
wie kann ich das, was wir erarbeitet haben,
in ein Game Setting umsetzen
welche Art von Strategiespiel brauche ich
brauche ich bestimmte Items

die Idee dahinter ist
wir sind als Lehrkräfte bemüht,
dass Schülerinnen und Schüler nicht nur etwas lernen
sie sollen bewerten, reflektieren und erklären können
dafür bieten Spiele und Game Design den perfekten Sparring Partner
deswegen nenne ich es gamifizierendes Lernsetting
denn aus Konsumentinnen und Konsumenten
werden Konstrukteurinnen und Konstrukteure
sie konstruieren ein gamifiziertes Lernsetting für sich selbst
und gamifizieren im Endeffekt durch Game Design ihren eigenen Lernprozess

sehr cool, eine spannende Differenzierung
ich finde das Beispiel Life is Strange zwei mit dem amerikanischen Traum stark
das ist genau das, was in dem Spiel sehr hervorgekommen ist
und wer diesen Podcast hört, weiß,
dass wir große Fans der Life is Strange Reihe sind
deswegen bin ich auf dieses Beispiel sehr gespannt

gibt es Sachen, wo du sagst, da kommt man an Grenzen mit Game Based Learning
oder eignet sich da doch der klassische Unterricht besser
wo siehst du Hindernisse oder Grenzen

Hindernisse und Grenzen würde ich per se erst einmal keine sehen
das Buch arbeitet vor allem mit klassischen, normalen Spielen
also nicht primär mit Impact Games oder Serious Games
die sind mit der Intention verfasst, in der Schule Eingang zu finden
darüber spreche ich nicht so sehr,
wobei ich sie gut finde, weil sie ein didaktisches Konzept inhärent haben

wie gesagt, ich arbeite hauptsächlich mit Indie und Triple A Titeln
eigentlich kann man, wenn man einen Ansatzpunkt findet, sehr universell arbeiten
zumindest auf einer medienreflexiven Ebene
aber auch inhaltlich, wenn die Spiele passen

das Ziel des Ansatzes ist für mich nicht,
dass jetzt jede Stunde Game Based Learning ist
die Erfahrung zeigt deutlich
wenn man eine Sache immer wieder tut, langweilt es

im besten Fall wäre es so
wenn ich auf Tagungen unterwegs bin und darüber spreche, sage ich
es geht nicht darum, jetzt jede Stunde Game Based Learning zu machen
aber wenn wir es gemeinsam schaffen,
eine weitere Schublade in der großen Methodenkommode des Unterrichts zu zimmern
die Game Based Learning und Gamification heißt
dann kann man sie selbstverständlich aufziehen und etwas herausnehmen
so wie bei Textarbeit oder anderen Methoden

das wäre ein Ziel, hinter dem wir uns alle versammeln können
und dafür trete ich ein

es gibt so viele Spiele auf dem Markt
da wäre ich mit dem Klammerbeutel gepudert,
wenn ich sagen würde, ich sehe die und die Grenze
ich kenne ja nicht einmal alle, um Gottes Willen, nur einen kleinen Prozentsatz

was glaubst du, wie weit sind wir davon entfernt,
dass das ein Tool werden kann wie der Beamer Film im Unterricht
also Mainstream in der Schule

es kommt darauf an
im Schulwesen hängt viel an den Menschen, die Lust haben, Neues zu tun

ich nehme viel wahr, auch auf ministerialer Ebene
zum Beispiel das Projekt der Stiftung Digitale Spielekultur
und der Pädagogischen Hochschule Freiburg
für das Bildungsministerium in Nordrhein Westfalen
Demokratie fördern mit Games
ein großes Projekt
seit zweitausend achtzehn das größte in Nordrhein Westfalen
sie machen eine super Arbeit

ich glaube, wir sind an einer ähnlichen Stelle wie damals bei Filmen
ich bin schon ein bisschen älter
als es darum ging, ob man Filme im Unterricht nutzen kann
viele haben die Nase gerümpft
dann kamen die ersten Fernseher mit VHS Rekorder in die Schule
und man hat eine Videokassette eingelegt

für Games sind wir genau an dieser Stelle
auf der einen Seite sind wir noch nicht da, wo wir hinwollen
also noch nicht Mainstream
auf der anderen Seite zeigt die Relevanz in der Gesellschaft
wie viele Menschen spielen
und die Akzeptanz in Feuilletons und Leitmedien
dass über Spiele diskutiert wird
früher gab es eher schlechte Spielumsetzungen von Kinofilmen
heute gibt es Serien zu Spiel Franchises

wir sind noch nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg
in der Schule sehe ich bei vielen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern
eine große Offenheit
viele haben Lust, etwas Neues auszuprobieren
und merken
damit beschäftige ich mich privat
und das geht auch in der Schule
wir sind gerade auf dem Sprung
jetzt müssen wir es hinkriegen

ich mag das Film Beispiel
bei mir in der Schulzeit war es normal, dass wir manchmal Filme schauten
das war kein Thema mehr
deswegen mag ich die Analogie
ich wusste nicht, dass das so ein großes Diskussionsthema war

damals war ich nicht in der Fachdiskussion, ich war Schüler
aber man hat mitbekommen
ich hatte das Glück, im Philosophie Leistungskurs
einen tollen Lehrer zu haben,
der auch From Dusk Till Dawn mit uns thematisiert hat
er hat uns erzählt, dass er dafür im Kollegium einstecken musste

das macht Mut
und wenn der Altersunterschied zwischen uns nur ein paar Jahre ist,
sollte es in ein paar Jahren Mainstream sein

Mainstream finde ich den besseren Begriff als Standard
Standard klingt nach Qualitätssiegel
Mainstream heißt normal
und das wünsche ich mir, dafür will ich arbeiten

du hast viele Beispiele und Methoden ins Buch genommen
wonach hast du sie ausgewählt
ist das alles aus Erfahrung in Fortbildungen
hast du mit Kooperationspartnern gearbeitet
Tastings gemacht

ich habe mehrere Tastings gemacht
vieles ist einfach aus der Zeit erwachsen
die Beispiele im Buch sind alle durchgeführt
sie stammen aus der Praxis

wenn man Gamer ist, bekommt man vieles mit
man informiert sich auf Seiten, liest Magazine, geht auf die Gamescom
dann kommen die Beispiele zu einem
man hat beide Herzen in der Brust
Lehrer und Gamer
und merkt schnell
das könnte passen
und probiert es aus

natürlich gibt es auch Listen
zum Beispiel bei Games im Unterricht vom Landesmedienzentrum Baden Württemberg
die Stiftung Digitale Spielekultur hat eine Liste
die bpb hat eine Liste, die öfter aktualisiert wird
da kann man sich Inspiration holen
und schauen, welches Spiel zu welchem Text passt
das sind zwar keine ausformulierten Methoden,
aber Hinweise, sich etwas anzusehen

deswegen bin ich dankbar und hoffe, dass ihr das weitermacht
für Baden Württemberg und die Stiftung Digitale Spielekultur
und vor allem die bpb
dass Ressourcen hineinfließen und man es ausbaut

aus meiner Perspektive, die viel mit Lehrkräften zu tun hat
die Menschen suchen im Netz
entweder fertige Arbeitsmaterialien
das funktioniert meistens nicht
weil Klassen unterschiedlich sind
oder zumindest Infos
wo kann man es einsetzen

ich wünsche mir, dass ihr und die anderen das weiter ausbaut
das flankiert uns super
und bringt uns Schritte weiter

den Punkt mit den fertigen Unterrichtsmaterialien,
magst du den weiter ausführen
bei Games im Unterricht gibt es fertige Konzepte zum Testen
spannend, wenn du sagst, sie funktionieren nicht immer,
weil jede Klasse anders ist

klar
das ist die riesige Herausforderung
auf Tagungen oder Fortbildungen höre ich oft
können wir die Materialien haben
gibt es fertige Arbeitsblätter

das ist nachvollziehbar
der Druck im System Schule, viel Arbeit
deshalb sind Materialien wichtig

aber nehmen wir Rime, ein Jump and Run
das habt ihr glaube ich auch auf der Seite
da geht es um Trauerbewältigung
ein großartiges Spiel, schon etwas älter
ich habe es mehrfach im Unterricht genutzt
Empfehlung geht raus

wenn es dazu Materialien gibt, kann man sie nutzen
aber das ist dann für Rime
beim nächsten Spiel fängt man wieder bei null an
man hat noch nicht die Brille, selbst Spiele zu finden
für Thema A oder B

man bleibt sonst auf der Ebene stehen
hat es einmal für eine Klasse getestet
bei der nächsten, die anders ist,
muss man wieder Anpassungen machen
Screenshots, PDFs, Zuschnitt
es bleibt Arbeit

meine Idee, die wir auch in der Lehrkräfteausbildung verfolgen, ist
die Leute in die Lage zu versetzen, selbst zu nutzen
die Grundlagen als Basis zu nehmen
aber den eigenen Schuh zu stricken
zu individualisieren

Binnendifferenzierung wird noch wichtiger werden
gerade mit dezentralen Lernsettings
deswegen ist es wichtig, dass die Leute grundlegend verstehen,
welche Möglichkeiten Game Design bietet
wie man es allgemein macht
und dann kompetent für sich anpasst
auf die Suche geht
neue Spiele entdeckt
oder mit weniger Zeitaufwand Material herunterlädt
und sagt
Arbeitsblatt eins ist super
bei Blatt zwei arbeite ich lieber mit einem Dialogbaum

bei vielen Materialien, die ich gesichtet habe
die sind oft gut, aber häufig sehr kleinschrittig
W Fragen, kurze Sätze
da geht mehr
dafür brauchen die Menschen, die es machen,
mehr Verständnis in der Tiefe

das mit der Selbstermächtigung ist ein wichtiger Punkt
gerade Spiele, die nicht auf den Webseiten stehen,
aber speziell zum Thema der Klasse passen
oder zum aktuellen sozialen Kontext
dafür hat mir deine Perspektive gerade geholfen, danke

so soll das Buch sein
Beispiele zeigen etwas auf
aber die Grundstruktur funktioniert mit vielen anderen Spielen
eigentlich mit sehr vielen

und es macht richtig Spaß
das brauche ich dir als Gamer nicht zu erzählen
wenn man sich darauf einlässt und sich Zeit nimmt,
hat man Freude an der Sache
und man wird pragmatisch schneller in der Vorbereitung,
wenn man Ahnung hat

was siehst du als größtes Hindernis,
dass Leute beginnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen
sind es Berührungsängste
oder Angst vor technischem Versagen

ich glaube, du hast die beiden zentralen Dinge genannt

zu den technischen Problemen
mittlerweile sind viele Schulen gut ausgestattet, zumindest in Nordrhein Westfalen
sie könnten digital arbeiten
man braucht ein HDMI Kabel und eine Bluetooth Verbindung
mit einem Pad oder einem Controller
das funktioniert meist

wenn man die Checkliste am Abend vorher durchgeht
ist die Konsole aktuell
ist das Game geladen
braucht es eine Netzwerkverbindung
dann stöpselt man das HDMI Kabel in den Adapter
und kann loslegen
so funktioniert es überwiegend, wenn ich unterwegs bin

die Berührungsängste
ich habe das Buch bewusst Game Design als Sprache genannt
ich weiß nicht, was Leute aus den Game Studies dazu sagen
aber ich verschweige nicht, woher die Begriffe kommen
und nutze die Terminologie
um sie für pragmatischen Unterricht nutzbar zu machen

dafür ist das Buch da
um Ängste oder Sorgen abzubauen
dass Schülerinnen und Schüler vielleicht mehr wissen als ich
was nicht unwahrscheinlich ist

das ist nicht schlimm
Expertinnen und Experten in der Lerngruppe zu haben,
ist positiv
damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht

eine weitere Sorge ist,
dass Arbeiten mit Spielen andere Lernsettings erfordert
der klassische Unterricht mit Einstieg, Erarbeitung, Sicherung
hat sich in manchen Kontexten etabliert
das lässt sich mit Game Based Learning nicht immer eins zu eins abbilden
und es muss es auch nicht

wir sollten in der Schule offene Lernsettings
nicht nur konstituieren, sondern nachhaltig einführen

das letzte ist die Sorge,
wie bereite ich auf Prüfungen vor
ist das Spiel am Ende der Reihe wie ein Film
den man schaut
aber geschrieben wird über das Buch

ich glaube, da werden sich Prüfungsformate in den nächsten Jahren ändern
in die richtige Richtung, hoffe ich

ich habe mich der Aufgabe gestellt, im Buch zu zeigen,
wie man Unterricht so macht,
dass man auf Klassenarbeiten oder Klausuren vorbereitet ist

zum Beispiel bei Strategiespielen im Hochimperialismus
in einem Kurs der Qualifikationsphase
wir hatten die Karikaturanalyse als klassischen Bereich
der im Abitur vorkommt
und das wurde in der Reihe geübt
in einem passenden Narrativ

ich kann mir vorstellen,
dass es Überwindung kostet,
eine Klassenarbeit auf ein Spiel aufzubauen
wenn Eltern sehen, dass das die Grundlage ist

bei Klassenarbeiten oder offiziellen Klausuren
würde ich mich auf die fachwissenschaftlichen Dinge beziehen
gerade für das Zentralabitur

aber im Deutsch Kernlehrplan in Nordrhein Westfalen
steht multimodales Erzählen
da bist du sehr nah an Spielen
man kann zu einem Sachtext in der Klausur
analytisch das Spiel als Vergleichsparameter nehmen
ich sehe da keinen Widerspruch
denn es ist ein Beispiel für multimodales Erzählen

bei Klassenarbeiten sind wir als Lehrkräfte selbstständig
dem Kernlehrplan und dem Curriculum verpflichtet
wenn eine Inhaltsangabe oder eine Charakterisierung dran ist,
spricht nichts dagegen,
eine Charakterisierung einer Game Figur schreiben zu lassen
und sie mit Literatur zu vergleichen
die Elemente einer Charakterisierung übst du exakt genauso

ich freue mich, dass das alles in einem Buch zusammengetragen ist
als Nachschlagewerk verfügbar
das gibt dem Thema Bestätigung
Bücher haben für viele einen hohen Stellenwert
deswegen danke, dass du das so zusammengestellt hast

wie lange hast du insgesamt gebraucht
wann hast du angefangen

ich mache das nebenbei
mit den ersten Ideen aus der Praxis schon länger
die letzten zwei Jahre habe ich mich neben der Arbeit
intensiv damit befasst
das muss man sagen
aber es hat Spaß gemacht

ist auch krass, ein Buch nebenher zu schreiben

das machen viele Kolleginnen und Kollegen, die Bücher schreiben
das ist nichts Besonderes
ich habe viele Bekannte und Freunde in der Didaktik oder mit anderen Büchern
das ist eine Freizeitbeschäftigung in dem Kontext

ich hatte den Luxus, beim Spielen Notizen am Laptop machen zu können
eine Arbeitsweise, die neu für mich war,
aber voll okay

zeigt deine Leidenschaft dahinter
da nimmt man gern die Zeit nach der Arbeit,
um weiterzuschreiben und das Thema voranzutreiben

voll

wenn du dir eine Sache wünschen könntest,
die Lehrkräfte aus deinem Buch mitnehmen
natürlich alles, aber eine Perle
was wäre das
vielleicht ein Kapitel, das dir besonders am Herzen liegt

schwierig, mir liegen alle Kapitel am Herzen
ich gehe auf die Metaebene
ich wünsche mir, dass Menschen nach der Lektüre das Gefühl haben
ich probiere es aus
cool, das geht
man kann damit Unterricht machen
ich verstehe es, und ich mache es

wenn Leute sagen
mit der Anleitung, mit dieser Didaktik konnte ich etwas anfangen
dann hat das Buch seinen Zweck erfüllt
denn es ist als Didaktik gedacht
für Menschen in Ausbildung, an der Universität und in der Schule
hands on, damit man praktisch damit arbeiten kann

cool, dann freuen wir uns auf den dreizehnten Oktober
ich werde mir auf jeden Fall eine Ausgabe kaufen
um mir das ganze Buch durchzulesen
danke Christian, dass du dir Zeit genommen hast,
mit uns über das Buch zu reden

vielen, vielen Dank, dass ich hier mit dir sprechen durfte
dass ich eingeladen wurde
das ist mir eine große Ehre
dass ihr euch die Zeit nehmt
und das Gespräch mit mir führt, vielen Dank

bis zum nächsten Mal
ja, vielleicht sehr gern, bis bald

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